Gepäckträger für Fahrradrahmen ohne Ösen im Vergleich:

DIY vs. Tailfin

Nachdem uns jede Menge Zuschriften und Fragen zum Thema Montage eines Gepäckträgers fürs Bikepacking an Fahrradrahmen ohne die entsprechenden Ösen erreicht haben, starten wir hier den direkten Vergleich. Kann unsere DIY-Eigenbaulösung aus einem Tubus Vega mit dem High-End-Produkt  AeroPack X von Tailfin mithalten? Worin liegen die wesentlichen Unterschiede? Für welche Fahrräder funktionieren die beiden Lösungen? Anhand welcher Kriterien lassen sich diese zwei sehr unterschiedlichen Gepäckträger  überhaupt vergleichen? Diese Fragen sind komplexer als man anfangs denkt! Nicht diskutieren werden wir hingegen die Frage, ob man einen Gepäckträger fürs Bikepacking benötigt oder nicht, das darf am Ende jeder für sich entscheiden.  Los geht's!

Welche Probleme es bei der Montage eines Gepäckträgers an einem MTB ohne entsprechende Ösen am Rahmen geben kann und wie unsere  Eigenbaulösung funktioniert, haben wir in unserem ersten Artikel zum Thema "Gepäckträger fürs MTB" ausführlich beschrieben. Das AeroPack X von Tailfin haben wir ebenfalls bereits beschrieben und in einem Video im Detail vorgestellt.  Zu den Videos und Artikeln gelangt ihr mit einem Klick auf die folgenden zwei Fotos oder den Link darunter. Wir schreiben wie immer aus unserer persönlichen Sicht, sprich es ist unsere eigene Meinung!

 

Transparenzhinweis:

Trotz einiger Markennennungen handelt es sich bei diesem Artikel um unbezahlte Werbung ohne Auftrag. Wir haben alle gezeigten Produkte auf eigene Kosten gekauft und erhalten kein Geld für diese Beschreibungen.

Specialized Chisel Expert
Tailfin AeroPack X
Specialized Chisel Expert
DIY-Lösung mit Tubus Vega und Ortlieb Gravel Packs


Wie vergleichen wir Gepäckträger fürs Bikepacking?

Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an Gepäckträgern für die Hinterradmontage an einem Fahrrad. Das Problem zeigt sich erst, wenn man z.B. ein Rennrad, MTB-Hardtail oder Gravelbike mit einem Gepäckträger ausstatten will, aber der Rahmen keine Ösen zur Montage bietet.  Bislang gibt es hier kaum kommerzielle Lösungen, die sich fürs Bikepacking eignen. So stellt sich die Frage, welche besonderen Eigenschaften ein Gepäckträger aus unserer Sicht speziell beim Bikepacking haben sollte.

 

  1. Gewicht: Im Gegensatz zu einem klassischen Tourenbike sollte man beim Bikepacking besonders auf ein geringes Gewicht achten. Je leichter das Fahrrad am Ende ist, desto mehr Fahrspaß hat man, besonders offroad.
  2. Volumen der Tasche(n): Welches  Volumen haben die einzelnen Taschen, die ich am Gepäckträger anbringen will?
  3. Zuladung: Die maximal mögliche Zuladung bzw. Tragkraft des Gepäckträgers samt Taschen ist aus unserer Sicht eher zweitrangig, schließlich soll das beladene Rad am Ende nicht zu schwer werden. Die Stabilität muss natürlich trotzdem ausreichend hoch sein, gerade wenn das Terrain mal technischer wird.
  4. Reifenfreiheit: Gerade beim MTB muss die Reifenfreiheit beim Gepäckträger für breite Reifen ausreichend groß sein. Auch mit Lehm und Dreck, der mal am Profil kleben kann, soll der Reifen nicht am Gepäckträger schleifen. Bei schmalen Reifen spielt dieser Punkt kaum eine Rolle.
  5. Verarbeitungsqualität und Haltbarkeit: Die Produktqualität ist besonders im Offroad-Einsatz entscheidend. Je hochwertiger und solider alle Teile sind, desto weniger Ärger hat man später während der Tour. Hier machen wir deshalb keine Kompromisse. Welches Material (Stahl, Aluminium, Carbon) verwendet wird, kann ebenfalls eine Rolle spielen.
  6. Gepäckträgerbreite samt Radtaschen: Bei dem Punkt wird es schon spannender. Wer schon mal sein Tourenrad samt klassischen Radtaschen steil bergauf schieben musste, versteht sofort wieso. Beim Bergauf-Schieben stören die seitlichen Radtaschen mitunter erheblich, weil man mit den Beinen gegen sie stößt. Wird es dann beim Fahren holpriger, so klappern die Taschen auf dem Gepäckträger, diese können sich bei groben Stößen auch mal aushaken oder man bleibt bei engen Passagen im Gebüsch oder an Felsen hängen. Um es kurz zu machen: je schmaler das Rad samt Gepäck insgesamt beladen ist, desto besser eignet es sich fürs Bikepacking. Ganz nebenbei verbessert sich dabei auch die Aerodynamik, beim schnellen Fahren mit dem Rennrad kann das einen Unterschied machen.
  7. Montage am Rad: Steckachse oder Schnellspanner, das war für uns der alles entscheidende Punkt, weshalb wir überhaupt unseren ersten Artikel verfasst hatten. Wir benötigten eine Lösung für eine Steckachse, die damals so nicht existierte, weshalb wir selbst bastelten. Die nächste Frage ist wie der Gepäckträger oben befestigt wird, d.h. am Sitzrohr.
  8. einfache Demontage während der Tour: Hat man am Hinterrad einen Defekt, so sollte sich der Gepäckträger ohne lange Schrauberei problemlos demontieren lassen. Idealerweise lässt sich der Gepäckträger auch schnell zwischen verschiedenen Fahrrädern austauschen. So spart man sich u.U. den Kauf von einem Gepäckträger für jedes Fahrrad und wechselt einfach bei Bedarf.
  9. Optik: Die ästhetische Erscheinung des Rades sollte am Ende ebenfalls passen, auch wenn das vielleicht nicht der wichtigste Punkt ist.
  10. Preis: Die Lösung sollte auch bezahlbar sein.

 

Die Kriterien stehen fest, jetzt geht es an den direkten Vergleich. Wir vergleichen die zwei oben abgebildeten Varianten von Gepäckträgerlösungen fürs Bikepacking. Im Ergebnis werden so die Unterschiede am Ende besser sichtbar, ebenso der ideale Einsatzzweck bzw. die jeweilige Zielgruppe.


DIY Tubus Vega Lösung versus Tailfin AeroPack X

Ist das AeroPack X überhaupt ein Gepäckträger? Jein! Es ist primär eine stabilisierte Satteltasche, an der man zusätzlich seitlich zwei Radtaschen befestigen kann. Entweder man verwendet dafür Taschen von Tailfin selbst, oder man nutzt einen bei Tailfin erhältlichen Adapter und kann damit Taschen von Fremdanbietern verwenden. Genau das haben wir mit unseren Ortlieb Gravel-Packs ausprobiert, also exakt die Taschen, die auch bei unserer DIY-Lösung zum Einsatz gekommen sind. Verwendet haben wir dabei wieder die gleichen MTB-Hardtails wie beim ersten Artikel. Um die Unterschiede beider Systeme zu zeigen, vergleichen wir bewusst das AeroPack X ohne Seitentaschen mit unserer DIY-Tubus-Vega-Lösung und zwei seitlich montierten Ortlieb Gravel-Packs. Das Volumen liegt relativ eng beieinander, das AeroPack X hat 20 l, die Ortlieb Gravel-Packs bieten 25 l Volumen.

Specialized Chisel Expert
DIY-Tubus-Vega mit Ortlieb Gravel Packs
Specialized Chisel Expert
Tailfin AeroPack X von oben

Kriterium  DIY-Tubus Vega  Tailfin AeroPack X
Gewicht
  • ca. 770 g (für den Gepäckträger incl. Tubus-Fußverlängerung,  extra Schnellspannachse von Tubus und Salsa-Sattelklemme)
  • ca. 1200 g für zwei Ortlieb Gravel-Packs
-> in Summe: ca. 1970 g
  • ca. 980 g (Aluvariante, laut unserer Küchenwaage :-) 
  • 810 g (Carbonvariante, laut Hersteller)
Volumen der Tasche(n)           25 l (für die zwei Ortlieb Gravel Packs)  20 l
 Zuladung
  •  25 kg für den Gepäckträger
  • Ortlieb gibt für seine Gravel-Packs eine max. Zuladung von nur 4,5 kg/Tasche an
  • 6 kg im Offroadeinsatz, auf der Straße sogar 9 kg nur für die Tasche oben.
  • Zusätzlich dürfen die extra Seitentaschen beim Straßeneinsatz jeweils bis 9 kg wiegen. Für den Offroadeinsatz jeweils 6 kg. 
 max. Reifenfreiheit bis 29 x 2.3 Zoll (60 mm Breite) klappt problemlos

bei 29" bis zu 3" (75 mm)
bei 27,5" bis  zu 3,5 " (85 mm)

bei 26" bis zu 4" (100 mm)

Material, Verarbeitungsqualität und

Haltbarkeit

  • Verarbeitung und Haltbarkeit sind dank Stahl aus unserer Erfahrung hervorragend.  
  • Wenn der Lack an Kontaktstellen mit den Taschen mal ab ist kann sich Flugrost bilden.
  • Trotz Reduzierhülsen bei den Ortlieb Gravel-Packs klappern sie bei holprigem Untergrund am Gepäckträger.
  • Es stehen Aluminium oder Carbon zur Auswahl. Die Verarbeitungsqualität wirkt top, die Fertigungstoleranzen aller Teile sind sehr gering.
  • Langzeitverfahrungen können wir bei der Haltbarkeit hier noch nicht bieten. Erfreulich ist, dass sich alle Teile bei Tailfin bei Bedarf einzeln nachbestellen lassen.
  • Beim AeroPack X klappert selbst beim Traileinsatz nichts. 

 

Breite vom Set-up mit den Ortlieb Gravelpacks ausreichend schmal, um das Rad noch gut bergauf schieben zu können Ohne Seitentaschen ist das Fahrrad wesentlich schmaler, wie bei einer klassischen Satteltasche, die nur an Sattelstütze und Sattel befestigt wird.
Montage am Rad
  • Oben an der Sattelstütze mit einer speziellen Klemme, z.B. von Salsa, Carbonsattelstützen  sind nicht immer geeignet. 
  • Unten an der überlangen Schnellspannachse, die man durch die vorhandene und in Eigenleistung modifizierte Steckachse stecken muss.
  • Oben an der Sattelstütze mit einem simplen, metallverstärkten und kunststoffummantelten Riemen. Dieser passt auf nahezu jede Sattelstütze, selbst Aero-Stützen aus Carbon sind kein Problem.
  • Unten kommt eine spezielle Austauschsteckachse von Tailfin zum Einsatz. Es stehen verschiedene Modelle zur Auswahl.
Demontage während der Tour funktioniert, erfordert aber etwas Zeit klappt schnell und ohne Werkzeug mit wenigen Handgriffen
Optik schlicht und funktional sehr minimalistisch und hochwertig
Preis (UVP) 

Online-Preise (Stand März 2020)

  • Tubus Vega klassik: ca. 65 €
  • Fußverlängerung mit Schnellspannachse: ca. 23 €
  • Salsa-Klemme: 30-35 € (je nach Modell)
  • Ortlieb Gravel-Packs: 120 €

AeroPack X (inclusive passender Steckachse):

  • Alu-Variante: 295 €
  • Carbon-Variante: 385 €
Bezug

online, z.T. auch über Fachhandel

online, z.B. direkt bei Tailfin


Das Ergebnis - welche Variante eignet sich für wen?

Haben wir jetzt Äpfel mit Birnen verglichen? Zugegeben, der direkte Vergleich ist bei diesen zwei unterschiedlichen Lösungen schwierig. Um ganz fair zu sein, wäre für den Vergleich bei Tailfin die reine Gepäckträgervariante ("Rack") besser gewesen. Dort lässt sich anschließend oben die gleiche Satteltasche ("AeroPack TopTrunk Bag") befestigen, wie hier beschrieben, oder man verwendet nur die zwei seitlichen Packtaschen. Oder sogar alle drei Taschen. Wir haben für diesen Vergleich jedoch bewusst nur die stabilisierte Satteltasche von Tailfin vorgestellt, die zusätzlich als Gepäckträger genutzt werden kann. Bei der DIY-Lösung haben wir zwei seitlich montierte Ortlieb Gravel-Packs verwendet. So werden die Unterschiede aus  unserer Sicht zwischen beiden Varianten klarer. Und bevor wir es vergessen, sowohl die Ortlieb Gravel-Packs als auch das AeroPack X sind wasserdicht. 

Tailfin AeroPack X

Specialized Chisel Expert
Tailfin AeroPack X Alloy mit Extended Seat Post Connector

Das AeroPack X gefällt uns am besten ohne seitliche Taschen. So bleibt es leicht und schmal, der Einsatz reicht vom leichten Rennrad bis hin zum Offroad-Einsatz am MTB mit wirklich breiten Reifen. Die Montage und Demontage ist in jedem Fall kinderleicht und dank diverser Zubehörteile passt das AeroPack X auch an nahezu jeden Fahrradrahmen und jede Sattelstütze. Man muss nicht herumbasteln oder irgendetwas einstellen. Einfach die passende Achse montieren und mit den Schnellverschlüssen das AeroPack X am Rad befestigen, das klappt bei uns in 20 Sekunden. Zudem sind Optik und Verarbei-tungsqualität klasse, hier klappert und rattert selbst im Gelände nichts, das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Während der Fahrt kann man durch den oben liegenden Rollverschluss oder durch einen wasserdichten, seitlichen Reißverschluss super auf den Inhalt zugreifen. Wer Seitentaschen benötigt, sollte bei Tailfin im System bleiben, d.h. auch die speziellen Tailfin Seitentaschen verwenden.

Wer eine reine Gepäckträgerversion wünscht, bei der sich alle Taschen einzeln demontieren lassen, wird bei Tailfin ebenfalls fündig.

DIY Tubus Vega

Specialized Chisel Expert, Ortlieb, Bikepacking
DIY-Tubus Vega mit Fußverlängerung, extra Schnellspannachse und Salsa-Klemme

Unsere DIY-Lösung mit dem Tubus Vega Gepäckträger erfordert etwas Basteln - und auch an dieser Stelle nochmals unser Warnhinweis: Offiziell existiert diese Lösung nicht, wer sie wie beschrieben nachbaut, der tut dies auf eigene Gefahr und verliert die Herstellergarantie! Doch wir können nach mittlerweile 2 Jahren im häufigen Offroad-Einsatz entspannt sagen, unsere Lösung funktioniert super. Es spricht auch nichts gegen den Einsatz am Rennrad.  Allerdings funktioniert die Lösung nicht mit jeder Sattel-stütze. Die Kombination von Ortlieb Gravel-Packs und Tubus Vega Gepäckträger gefällt uns sogar besser als die Variante AeroPack X mit den Ortlieb Gravel Packs.   Wer hingegen plant auf die Gravel-Packs zu verzichten und nur oben auf dem Tubus Vega Gepäckträger einen Packsack mit Packriemen zu befestigen, um ähnlich schmal zu bleiben wie beim AeroPack X muss wissen, dass das zwar geht. Doch Packsäcke können immer etwas verrutschen und sind umständlicher im Handling, gerade wenn man auf Tour schnell an den Inhalt möchte. Für uns wäre das deshalb keine gute Idee.


Zum Schluss: 

Für uns gibt es in diesem Vergleich keinen Gewinner oder Verlierer. Vielmehr sprechen beide Varianten unterschiedliche Zielgruppen an. Natürlich spricht nichts dagegen, bei beiden Varianten zwei seitliche Satteltaschen und oben die Satteltasche bzw. bei der DIY-Lösung einen extra Seesack zu verwenden. Vom Volumen liegen dann beide Varianten wiederum eng beieinander. Entscheidet anhand der oben vorgestellten Kriterien einfach selbst, welche Variante für Euch besser passt.

Fragen, Wünsche, Anregungen?

Wir freuen uns wie immer über Eure Fragen, per E-Mail an:

team@berghuhn.de