Abruzzen

Im Land der Bären und Wölfe

Im Mai 2018 hatten wir zwei Wochen Zeit für eine Reise und den Kopf schon voller Ideen. Wir wollten eine allzu lange Anreise vermeiden, um komplizierte Transfers und die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Räder beim Transport beschädigt würden, zu minimieren. Dennoch wollten wir möglichst flexibel auf das Wetter reagieren können, so dass wir uns für eine Bikepacking-Tour durch die Abruzzen entschieden. Wir flogen mit unseren Rädern nach Rom und das Abenteuer begann früher als erwartet...

Der Radtransport - ein Abenteuer vor dem Abenteuer

Verpacken Fahrrad für Flug, Fahrradkarton, Fahrradtransport

Allerdings begann das Abenteuer etwas anders als gedacht. Es bestand darin, am Flughafen innerhalb von 20 Minuten einen Radkarton zu finden. Dankenswerter-weise hatte unsere Fluggesellschaft seit der Buchung ihre Gepäckbestimmungen verschärft. Fahrräder, so wurde uns von einem Sicherheitsmitarbeiter von Lufthansa erklärt, müssten jetzt in einem Karton verpackt sein. Natürlich sah man bei Lufthansa keinen Anlass, die Kunden im Vorfeld darüber zu informieren. Unsere seit mehreren Flügen - auch mit Lufthansa - bewährte Verpackung mit Heizungsrohrummantelung und Luftpolsterfolie sei unzureichend. Alle Verhandlungsversuche wurden strikt mit dem Hinweis auf „die Vorschriften“ abgewiesen. Was also tun?


Die Zeit bis zum Abflug wurde langsam knapp und so joggte ich mit zunehmendem Stress durch die Schalterhalle, von einem Geschäft zum nächsten, um nach einem Karton zu fragen - vergebens. Judith blieb derweil bei unserem Gepäck und las im Internet die Gepäckbestimmungen erneut nach. Dort stand weiterhin, das Fahrräder „verpackt“ sein müssen, „in einem Karton oder ähnlichem“. Ich hatte die Hoffnung, dass wir unseren Flug noch erwischen würde fast schon begraben, als mich Judith anrief, ich sollte schnell zurück zum Gepäck kommen. Anscheinend hatte der Lufthansa-Mitarbeiter, der uns anfangs so unwirsch abgewiesen hatte, inzwischen mit seinem Chef gesprochen und Erbarmen mit den zwei Radlern. Er selbst brachte uns einige Kartons, mit denen wir die Räder - zumindest teilweise - verpacken konnten. Mit Hochdruck brachten wir die Kartons an und konnten endlich das Gepäck aufgeben. Was für eine Erleichterung!

Die restliche Reise bis nach Rom schien uns dagegen wie ein Klacks. Mit einem Regionalzug ging es kurze Zeit nach der Landung stressfrei direkt vom Flughafen in die Hauptstadt.

Ein Tag in Rom

Start der Tour

Nach einem Tag Sightseeing und Zeit zum Ankommen, starteten wir am übernächsten Tag nach einem kurzen Transfer mit dem Zug raus aus der Stadt zu unserer Radtour. Wir hatten ordentlichen Respekt vor der geplanten Route, da sie mit etwa 600 km verteilt auf zwölf Tage zwar kurz, mit 9000 hm aber ordentlich bergig sein würde. Zudem sollten einige Abschnitte auf Schotterstraßen verlaufen und sogar eine steile Offroad-Schiebepassage war eingeplant. Bergiges Terrain, zum Teil offroad, mitten durch mehrere Nationalparks, völlig ohne fremde Hilfe und mit kompletter Campingausrüstung, das versprach eine spannende Tour zu werden!

 

Hier das passende Setup für das Rad zu finden erforderte im Vorfeld einige Überlegungen. Bisher hatten wir mit Bikepacking nur wenige Erfahrungen gesammelt. Klar war, dass wir uns vom Gepäck her einschränken mussten. Zum ersten ist dass vorhandene Gepäckvolumen der Bikepacking-Taschen deutlich geringer als bei den klassischen Tourentaschen mit jeweils einem Gepäckträger vorne und hinten und zum zweiten wollten wir mit leichteren Rädern unterwegs sein, um die Offroadabschnitte besser fahren zu können als mit einem normalen Tourenrad. Zu bedenken galt auch die relativ frühe Zeit im Jahr, Mitte Mai, so dass es in den Bergen auch mal kälter sein könnte. Keine leichte Aufgabe also. Wir entschieden uns daher für eine Mischung aus Bikepacking und klassischem Biketouring. 

Neben einem tollen Naturerlebnis in den Bergen wollten wir auf dieser Tour für uns feststellen, ob uns Bikepacking mit minimalem Gepäck überhaupt taugt. Judith fuhr mit ihrem 29er MTB mit Bikepacking-Taschen, während ich mein seit Jahren bewährtes Tourensetup verwendete. Rein optisch kam uns das bereits beim Packen vor wie der unfaire Vergleich zwischen einem Sportwagen und einem LKW. Der Unterschied zwischen beiden Rädern war jedenfalls extrem - und das nicht nur von der Menge des Gepäcks. 

Ein nagelneues, sportliches 29er MTB mit moderner CC-Geometrie, 1x11-Schaltung, schneller MTB-Bereifung und Scheibenbremsen trat gegen ein solides, zum Reiserad umfunktionierten 26-Zoll MTB mit einer für den Straßeneinsatz optimierten Bereifung, V-Brakes, einer 3x9 Kettenschaltung sowie Gepäckträgern vorne und hinten an. Welches Rad würde für diese Route auf den wechselnden Untergründen von Asphalt über Schotter bis hin zu Offroad-Schiebepassagen insgesamt am besten funktionieren? Wie würden wir mit den für uns ungewohnten Bikepacking-Taschen zurecht kommen und hält das Setup den Belastungen einer Radreise bei jedem Wetter auf Dauer stand? Wir waren wirklich gespannt!

Soviel können wir schon jetzt verraten: die Tour war für uns beide in dieser Hinsicht ein großes Aha-Erlebnis. Wir haben eine klare Antwort auf unsere Frage gefunden, ob Bikepacking für uns eine gute Option zum klassischen Biketouring ist. Mehr dazu und natürlich auch zu unseren Erlebnissen in den Abruzzen gib's in unserem YouTube-Video. Viel Spass dabei und kommentiert gerne!

 

Video zur Tour

Du bist neugierig geworden?

 

In weiteren Artikeln gibt`s ...

  • einem ausführlichen Vergleich des Gepäckvolumens unserer Fahrräder
  • und wir stellen unsere Packlisten vor. Dazu findet Ihr auch mehrere Videos auf unserem YouTube-Kanal "Berghuhn".
  • Und wie gut geht's mit den zwei Fahrrädern bergauf? Zur Thema der passenden Übersetzung und dem Vergleich zwischen 26 Zoll und 29 Zoll MTBs geht es hier.

GPS-Daten zur Tour

Die GPS-Daten unserer Tour, aufgeteilt auf insgesamt 8 Etappen, findet Ihr in komoot  unter "Berghuhn", hier geht's zu Teil 1 und 2.