· 

Nice - München Rallye (Teil 2)

Die Stadt Cuneo hat uns gut gefallen und so ließen wir es am kommenden Morgen ruhig angehen, mit Cappuccino und süßen Teilen in einem Café im Zentrum. Nach einer Runde durch die Innenstadt machten wir uns nach dem zweiten oder dritten Frühstück auf den Weg ins Valle Maira. Die Mittagssonne brannte vom Himmel und so hatten wir es nicht allzu eilig aufzubrechen.

Nice - München Rallye, Berghuhn.de, Specialized Chisel Expert
Mittagshitze
Nice - München Rallye, Berghuhn.de
Teil 2: Cuneo, Valle Maira und Strada dei Cannoni

Ab Dronero, dem Beginn des Tals, ließ auch der Verkehr etwas nach und so konnten wir die Auffahrt zu unserem Tagesziel, einem Zeltplatz bei Ponte Marmora wieder genießen. Das Tal zog sich mit dem vorherrschenden Gegenwind in die Länge und wir spürten die Etappen der letzten Tage in den Beinen, so dass wir den Zeltplatz nach einem Regenschauer erst spät erreichten. Doch was für ein Unterschied zum Morgen, hier herrschte wieder Ruhe und es gab genügend Platz! Wir erfuhren, dass hier noch von 9% der Bevölkerung Okzitanisch gesprochen wird, eine galloromanische Sprache, die auch noch in einigen Seitentälern zum Valle Maira sowie in Südfrankreich und sogar in Katalonien vorkommt.

Nice - München Rallye, Berghuhn.de, Specialized Chisel Expert
frisches Brot und süße Teile
Nice - München Rallye, Berghuhn.de, Specialized Chisel Expert
Start ins Valle Maira - Dronero
Nice - München Rallye, Berghuhn.de, Specialized Chisel Expert
Im Valle Maira nach einem Regenschauer

Der Betreiber des Zeltplatzes bot frische Panini und Kaffee an und so starteten wir am kommenden Morgen gut gelaunt zum zweiten großen Highlight dieser Tour, der Strada dei Cannoni. Nach wenigen Metern verließen wir die Hauptstraße im Tal und bogen auf eine für den normalen Verkehr gesperrte Straße in Richtung des Bergdorfes Elva ein. Schaurig-schön verlief die Route durch ein steiles, schluchtartiges, enges Tal. Die Straße war zum teil übersät mit Steinen und kleineren Felsbrocken und immer wieder durchfuhren wir unbeleuchtete Felstunnels. Bei schlechter Witterung wäre diese Strecke vermutlich aufgrund der Steinschlaggefahr lebensgefährlich gewesen, wir hingegen genossen die Ruhe. In Elva gönnten wir uns eine ausgiebige Mittagspause und nutzten die letzte Möglichkeit für eine Einkehr und die Besichtigung der romanischen Kirche mit seinen wunderschönen Fresken. Denn auf der Passhöhe und der gesamten Strada dei Cannoni würde es keine weitere Verpflegungsmöglichkeit mehr geben. 

Es wurde wieder Zeit weiter zu fahren, immerhin sagte der Wetterbericht für den Nachmittag einzelne Gewitter voraus. Ein letztes Mal konnten wir ein paar Kilometer weiter unsere Wasserflaschen füllen, dann begannen die letzten Kilometer zum Colle di Sampeyre auf 2270 m, dem Beginn der Kammstraße. Oben angekommen verweilten wir nur kurz. Mittlerweile war der Himmel von hohen Wolken überzogen und in der Ferne brauten sich Gewitterzellen zusammen. Anfangs war die Trasse prima zu fahren und in gutem Zustand, bis sie plötzlich gesperrt war! Der Untergrund wurde schlagartig sehr schlecht und hinter uns zog ein Gewitter näher, was also machen? Da auf der Straße weit und breit kein Schutz zum Unterstellen zu sehen war, entschieden wir uns fürs Weiterfahren. Wir wollten den nächsten Bergstock erreichen und hofften, an seiner Flanke eine etwas geschütztere Stelle zu finden. Wir kamen auf dem schlechten Weg nur langsam voran und erreichten eine Stelle, an der die Trasse zur Hälfte abgerutscht war. Jetzt war klar, warum die Strecke gesperrt war. Wenden mit einem Fahrzeug wäre hier unmöglich gewesen, dafür war der Weg zu schmal. Kaum hatten wir die nächste Bergflanke umrundet, holte uns das Gewitter ein. Es regnete kräftig und wir traten weiter in die Pedale, um dem Gewitter zu entfliehen. Endlich ging es wieder etwas bergab, so dass wir Boden gut machen konnten. Das ging gerade nochmal gut, dachten wir uns. Der Berg hinter uns war inzwischen in dunkle Wolkentürme gehüllt und es donnerte zu uns herüber. Aus der Distanz betrachtet bot sich ein spektakulärer Anblick. Doch unser Weg auf der Kammstraße war noch weit, also fuhren wir weiter.

Es folgte eine üble Abfahrt, die Straße war voll mit grobem Schotter, zum Teil mit felsigem Untergrund, so dass wir selbst bergab nur langsam und mit voller Konzentration fahren konnten. Ein einsamer MTB-Fahrer auf seinem Enduro kam uns kämpfend entgegen. Hier hätten wir gerne mit seinem Rad getauscht. Nach etwa einer Stunde Rüttelei wurde der Weg plötzlich wieder prima. Wir hatten das Ende der gesperrten Teilstrecke erreicht. Entspannt ging es fortan fast eben für die nächsten Kilometer entlang der Berghänge weiter in Richtung Osten, die in der Abendsonne liegende ferne Poebene bereits im Blick, während hinter uns sich die Gewitterwolken weiter türmten. Kurz vor dem Sonnenuntergang erreichten wir einen grasbewachsenen Sattel mit einem traumhaften Panorama. Müde und glücklich entschieden wir uns hier zu übernachten.

Nice - München Rallye, Berghuhn.de, Specialized Chisel Expert
Abendstimmung am Berg
Nice - München Rallye, Berghuhn.de, Specialized Chisel Expert
Sonnenaufgang über der fernen Poeebene

Der erste Mensch der uns am kommenden Morgen begegnete war ein italienischer Pilzesammler. Gut gelaunt grüßte er uns und stapfte an unserem Zeltplatz vorbei. Nur gut, dass wir das Zelt bereits verpackt hatten, dachten wir uns. Langsam kroch derweil die Sonne über den Horizont während wir frühstückten und die Aussicht genossen. Ab hier würde es nur noch bergab gehen bis in die Poebene nach Saluzzo und Savigliano. Flott gings die folgenden asphaltierten Kilometer ins Tal und beim ersten Café am Straßenrand kehrten wir ein. Bei einem Cappuccino und frischen Cornetto wärmten wir uns in der Morgensonne vor dem Café auf. Ab jetzt war wieder Straßenverkehr und Hektik angesagt. Als wir gegen Mittag Savigliano erreichten, nahmen wir den Zug zu unserem nächsten Highlight der Reise, Turin.

Nice - München Rallye, Berghuhn.de, Specialized Chisel Expert
Mole Antonelliana, das Wahrzeichen Turins

Wie es weitergeht lest Ihr in Teil - oder klickt doch gleich in unsere Abenteuerliste, um die vollständige Story und unser Video zur Tour zu sehen!