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Nice - München Rallye (das Finale!)

Als wir am kommenden Morgen in Martigny aus dem Zelt sahen, erstrahlten die umliegenden Berge bereits im Sonnenlicht und der Himmel war blau. Perfekt!

 

Wir frühstückten und checkten dank WLAN Verbindung den aktuellen Wetterbericht. Eigentlich wollten wir ab hier durch die Zentralschweiz entlang der Rhône über den Furka- und Oberalppass fahren und später entlang des Rheins bis zum Bodensee radeln. Eigentlich - denn zum zweiten Mal spielte das Wetter nicht mit. Noch einen letzten Sommertag versprach der Wetterbericht, bevor es anschließend für mehrere Tage regnerisch und kühl werden sollte. Im strömenden Regen bei einstelligen Temperaturen über hohe Pässe fahren? Nein danke, wir planten zum zweiten Mal auf dieser Tour um. Statt über die Pässe fuhren wir stromabwärts entlang der Rhône zum Genfer See und übernachteten auf einem Zeltplatz nahe Montreux. 

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Radweg entlang der Rhône zum Genfer See

Der Radweg bis zum Genfer See war perfekt ausgeschildert und so ging es bei Sonnenschein und warmen Temperaturen bis zum See. Der Zeltplatz lag genial, direkt am Wasser, doch diente er zugleich als Liegewiese für das Freibad! Der Rummel war wegen des schönen Wetters also bis in die Nacht hinein groß und unser Zelt durch eine Straßenlaterne derart gut beleuchtet, dass man locker ohne Lampe ein Buch hätte lesen können. Naja, für eine Nacht musste es gehen.

Etwas übernächtigt fuhren wir am nächsten Tag weiter auf der gut ausgebauten Uferstraße bis Lausanne. Nach einer Mittagspause bogen wir von dort in nördlicher Richtung zum Lac de Neuchâtel ab, unserem Tagesziel. Doch der angekündigte Wetterumschwung schickte seine Vorboten voraus. Bereits in Lausanne erwischte uns ein kräftiger Schauer, so dass wir eine einstündige Pause einlegen mussten. Bis zum Abend blieb es dann trocken aber auch deutlich kühler. Wenigstens fanden wir ein ruhigen, am See gelegenen Zeltplatz. Das Bad im kristallklaren See fiel aus, denn der nächste große Schauer kündigte sich an.

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Regenschauer am Lac de Neuchâtel

Wolkig, aber bei trockener Witterung starteten wir am kommenden Morgen und setzten unsere Reise durch die Schweiz Richtung Nordosten fort. Entspannt ging es entlang des Sees auf einem gut ausgewiesenen Radweg Richtung Biel und bis kurz vor Solothurn entlang des Flusses Aare. Hier erlebten wir die Schweiz von ihrer flachen Seite. Wir radelten durch ein riesiges Anbaugebiet für Gemüse, meist auf kleinen mit Betonplatten befestigten Wirtschaftswegen und abseits der Hauptstraßen. 

Kurz vor Solothurn sollten wir dann, ohne es zu wissen, unsere letzte Nacht dieser Tour im Zelt verbringen. Der Zeltplatz war zwar sehr sauber, kam uns aber extrem spießig vor und versprühte das Flair der 60er Jahre. Die Zeit schien hier stehengeblieben zu sein. Im Grunde befand er sich auf einem alten, aufgelassenen Bauernhof, dessen Obstwiesen jetzt als Stellplatz für diverse Dauercamper mit ihren Gartenzwergen diente - und genau in der Mitte standen wir, mit dem einzigen Zelt! Das Durchschnittsalter der wenigen Camper dürfte bei knapp 70 gelegen haben und für die Benutzung der Dusche und die Müllentsorgung wurden wir extra und nicht zu knapp zur Kasse gebeten. Garniert war die gefühlte schamlose Abzocke mit schlauen Sprüchen aus der Bibel, die verteilt im Waschhaus hingen! Wir hatten genug. Am kommenden Tag waren wir froh, diesen Ort verlassen zu können. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten war die Tatsache, dass unsere Tour heute Nacht enden würde. Das Wetter spielte nun endgültig nicht mehr mit. Es war mit etwa 13 Grad ziemlich kühl, windig, die Wolken über dem nahen Schweizer Jura hingen tief und schon auf den ersten Kilometern setzte leichter Sprühregen ein.

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zwei Störche beobachten uns

Selbst zwei brütende Störche blickten misstrauisch von ihrem Horst auf uns herab. Der Blick auf die Wettervorhersage für die kommende Woche sah recht einheitlich aus: Regen, Regen und nochmals Regen. Kurzerhand stiegen wir in Solothurn in den Zug und fuhren bis Sankt Gallen, kurz vor dem Bodensee. Der letzte Funke Hoffnung, dort könnte das Wetter besser sein verflog schon während der Zugfahrt. Es regnete nicht, es schüttete wie aus Kübeln. Wir wollten nicht lange auf Anschlusszüge warten, also entschlossen wir uns trotz des Regens bis Lindau zu radeln und von dort mit dem Regionalzug bis München zu fahren.

Schon lange waren wir nicht mehr so nass geworden, gefühlt fuhren wir durch eine Waschstraße abwärts zum Ufer des Bodensees. Als wir am frühen Abend in Lindau am Bahnhof angekommen waren, bildeten sich Pfützen um uns in der Wartehalle, während wir die Tickets für den Zug lösten. Dankenswerter Weise fiel auch noch die reguläre direkte Zugverbindung aus, so dass wir statt dessen in einem übervollen Bummelzug stehend und dabei die Räder haltend bis München tuckerten. Willkommen daheim!

Zum Abschluss

Wer jetzt denkt, die Reise endete für uns enttäuschend, der irrt. Wir waren froh, dass wir die Route und vor allem die Rückfahrt ohne Reservierungen so frei gewählt hatten. Dies bot uns die Möglichkeit, flexibel auf Unvorhergesehenes zu reagieren. In den Bergen und vor allem nördlich des Alpenhauptkamms muss man immer mit schlechtem Wetter rechnen und die für uns wichtigsten Abschnitte der Tour konnten wir wie geplant durchführen. Auch die gesamte Campingausrüstung hat sich bewährt, ebenso unsere neuen MTBs mit den eigenen Modifikation rund um den Gepäckträger und die Fronttasche (siehe unsere Blogartikel hier).  Wir hatten noch nicht mal einen einzigen Platten, trotz zum Teil übler Pisten. 

Der Reiz der Tour lag im Nachhinein betrachtet in der Vielfalt der Landschaften und Kulturen auf engem Raum. Innerhalb weniger Kilometer gelangten wir von pulsierenden Städten mitten ins Grüne und auf kleinsten Straßen in die stillen Berge, gefühlt in eine andere Welt. Erst Tage nach unserer Rückkehr begannen wir zu realisieren, was für eine geniale Tour wir gemacht hatten. Eines steht jedenfalls schon heute für uns fest, das war nicht unser letztes Abenteuer dieser Art und Ideen haben wir noch genug!

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Fehlt nicht noch was? Genau, das Video zur Tour! Ihr findet es auf Berghuhn TV in YouTube.

Den gesamten Bericht zur Nice-München Rallye gibt es auch in unserer Abenteuerliste!

 

 

Wie immer freuen wir uns über Eure Nachrichten und Anregungen an:    team@berghuhn.de