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Nice - München Rallye (Teil 3)

Die Strada dei Cannoni hatten wir geschafft, das Wetter hatte gerade noch mitgespielt und wir waren sehr zufrieden in Turin angekommen.  Nach den körperlich und auch mental fordernden letzten Tagen gönnten wir uns dort zwei Nächte im Hotel und etwas Kulturprogramm.

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Teil 3: Turin - Martigny

Innerlich aber freuten wir uns schon aufs Weiterfahren, denn das eigentliche Highlight der gesamten Tour rückte näher. Am zweiten Tag brachen wir wieder  auf. Die ersten 30 km aus der Stadt überbrückten wir mit einem Regionalzug, um dem größten Verkehr zu entgehen. Somit begann der dritte Teil unserer Tour in Rivarolo. Wir deckten uns noch mit Lebensmitteln für zwei Tage ein und begannen die lange Auffahrt ins Valle di Locana zum Lago di Ceresole, immerhin fast 50 km und 1280 Höhenmeter entfernt. Dort übernachteten wir auf einem Zeltplatz und wollten am kommenden Tag den höchsten Punkt unserer gesamten Tour, den Colle del Nivolet mit 2612 m überqueren. Doch es kam anders als geplant.

Bislang hatten wir viel Glück mit dem Wetter gehabt, im entscheidenden Moment war es stets trocken und recht mild gewesen. Doch eine Kaltfront und damit die ersten Anzeichen des Herbstes rückte näher. Als wir am Abend mit den schwer beladenen Rädern den Zeltplatz unterhalb des Stausees erreichten, pfiff uns bereits ein kräftiger Wind entgegen, doch wir planten noch immer, den Pass zu überqueren. Wer sich jetzt denkt, dieser Pass ist mir völlig unbekannt, der ist in guter Gesellschaft. Eigentlich ist es nur eine halber Pass, weil die asphaltierte Straße an der Passhöhe endet. Während man damals den Pass asphaltierte, wurde der Gran Paradiso Nationalpark eingerichtet und das ursprüngliche Bauvorhaben, eine Verbindung ins Aostatal herzustellen, gestoppt. Als Fußgänger kann man den Pass trotzdem auf einem Wanderweg überqueren, der weiter unten recht steil sein soll. Schiebend geht das auch mit dem Rad und das Panorama soll großartig sein.

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Straße zwischen Felsbrocken
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auf dem Weg zum Colle del Nivolet

Zurück zur Tour. Der aktuellste Wetterbericht sagte das Eintreffen der Kaltfront mit Regen gegen Mittag des kommenden Tages voraus, so dass wir planten, schon sehr früh zu starten, um den Pass bereits am Vormittag überquert zu haben. Leider wurde nichts daraus. Beim routinemäßigen Radlcheck stellte sich heraus, dass an Judiths MTB ein Tausch der vorderen Bremsbeläge nötig war und die mitgebrachten Ersatzbeläge waren die falschen, trotz richtiger Bezeichnung auf der Verpackung! Enttäuscht und genervt blieb uns nichts anderes übrig, als den gesamten Anstieg ins Tal zurück zu fahren, da wir nicht das Risiko eingehen wollten am Ende bei schlechtem Wetter auf einer technischen Abfahrt ohne funktionierende Bremse dazustehen. 

Letztlich hatten wir an dem Abend die richtige Entscheidung getroffen, die Wolken hingen bereits am folgenden Morgen tief, die Aussicht oben wäre gleich Null gewesen und es war empfindlich kalt geworden, obwohl unser Zeltplatz noch fast 1100 m unterhalb der Passhöhe lag. So rollten wir warm eingepackt zurück ins Tal und machten uns über Ivrea auf den Weg ins Aostatal, während es hinter uns weiter zuzog. In Ivrea waren wir dann endgültig froh uns für das Tal entschieden zu haben. Kaum waren wir in der Stadt, fing es an zu regnen und die Temperaturen waren derweil weiter gesunken. 

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ein extra Stuhl für die Hunde auf dem Zeltplatz, direkt vor der Bar
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im Aostatal

Einige Kilometer nach der Stadt fanden wir zufällig einen schönen Zeltplatz neben der Hauptstraße, wo wir übernachteten. Die ganze Nacht über blies ein kräftiger Wind durchs Tal und rüttelte am Zelt. Der nächste Morgen war dann ziemlich frisch, aber sonnig. Gefühlt war es schlagartig herbstlich geworden, das schwül-heiße Wetter der letzten Tage war vorbei. Bei starkem Gegenwind, Sonnenschein, aber auch dichtem Reiseverkehr fuhren wir weiter durchs Aostatal und nahmen abends noch den Großen Sankt Bernhard Pass in Angriff. Wir erreichten in der einsetzenden Dämmerung das Örtchen Etroubles und waren froh über den ruhigen Zeltplatz. Doch es sollte die kälteste Nacht unserer Tour werden, mit nur noch einstelligen Plusgeraden. 

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bei Etroubles

Der Morgen war kalt aber wieder sonnig, ein richtiger Herbsttag mit klarer Luft. Wir ließen es entspannt angehen und kauften im nahegelegenen Alimentari gefühlt die halbe Theke leer. Die Bank vor dem Geschäft lag in der wärmenden Morgensonne und so frühstückten wir erst einmal ausgiebig, bevor wir uns in den finalen Anstieg zum Großen St.Bernhard mit 2469 m machten. Glücklicherweise nimmt ein paar Kilometer vor der Passhöhe der meiste Verkehr einen Tunnel, vor allem die LKWs, so dass man bis zur Passhöhe die Landschaft wieder genießen kann. An dem Tag war das Wetter perfekt, mit einer idealen Fernsicht auf die umliegende Bergwelt, so dass wir die Auffahrt voll genießen konnten.

Auf der Passhöhe selbst liegt die Grenze zur Schweiz, mit dem obligatorischen Touristenauflauf, so dass wir uns nach einer kurzen Rast in die Abfahrt begaben. Die ersten Kilometer geht es steil auf einer engen, kurvigen Bergstraße mit vielen Kehren bergab, bis man plötzlich vor einem Tunnel bzw. einer kilometerlangen Lawinengallerie steht. Hier mündet die schöne Passstraße wieder auf die stark befahrene Hauptstraße ein. Ein Umfahren des Tunnels war nicht möglich, also hieß es das Licht am Rad einschalten und weiter. Zum Glück hielt sich der Verkehr im Tunnel in Grenzen, doch Spass macht das keinen, wenn von hinten die LKWs herandröhnen. 

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endlich oben

Weiter unten bot sich dann wieder ein freundliches Bild des Tals mit sonnigen Wiesenhängen und Ausblicken auf vergletscherte Berge in der Ferne. Überragt wurden sie vom imposanten Grand Combin mit 4314 m. Diese Ausblicke entschädigten uns für die letzten zwei harten Tage und so ging es weiterhin flott bergab bis wir schließlich am Abend in einem irrwitzigen Berufsverkehr die Stadt Martigny erreichten. Müde aber glücklich bauten wir nach einem langen Tag im Sattel unser Zelt auf und hatten eine ruhige und milde Nacht.

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Gletscher am Grand Combin

Am kommenden Morgen hatten wir plötzlich eine Entscheidung zu fällen...

Das finale der Tour gibts hier - oder klickt gleich in unsere Abenteuerliste, um die vollständige Story und unser Video zur Tour zu sehen!