Berghuhn auf den Pfaden des GR20 Nord

Endlich, nach nur einem Jahr ungeduldigen Wartens brachen wir wieder auf, diesmal auf den GR 20 Nord - wilder sollte er sein und technisch noch fordernder als der Südteil, wir waren gespannt.

Korsikas Norden stand im August 2014 gleich ein Jahr nach Korsikas Süden auf dem Programm. Wir wollten den GR20 weiter erkunden und sind wieder von München nach Bastia und von dort mit dem Zug nach Corte gestartet. 

Mit den Erfahrungen des ersten Teils brachen wir diesmal besser vorbereitet als beim ersten Mal zur ersten Etappe ab dem Col de Vizzavona auf.

 

 

Korsika , traumhafte Bergseen

Unser Start auf dem GR20 Nord

Was lief diesmal in der Vorbereitung anders? Wir brachten uns mit Tagesbergtouren in den Münchner Hausbergen, ähnlich wie beim ersten Mal in Form, optimierten jedoch unsere Ausrüstung (zur Packliste für Korsika geht`s hier). Dazu gehörte vor allem ein konsequentes "Gewichtstuning". Alles was uns nicht unbedingt nötig erschien, flog von unserer Checkliste. Die Küchenwaage war dafür übrigens ein hervorragendes Werkzeug. Am meisten Gewichtsersparnis brachte der Verzicht auf Proviant für mehrere Tage, diesmal packten wir nur für 2 Tage Proviant ein, wissend, dass wir auf den Hütten ein Abendessen - in welcher Qualität auch immer - erhalten würden. Wir verzichteten ebenso auf zusätzliche Kleidung für den Strand bzw. die Stadt, der Bergsteigerlook musste genügen.

Im Nachhinein hätten wir auch hier auf den Kocher verzichten können, doch wir wollten uns beim Essen etwas Autarkie bewahren, vor allem genossen wir morgens in der Kühle einen heißen Tee zum Aufstehen und die gesicherte warme Mahlzeit am Abend.

Die Route selbst verlief wieder durch eine atemberaubend schöne Gebirgslandschaft, zum Teil mutete sie schon wie ein schroffes Hochgebirge an. Wirklich technisch schwer empfanden wir die Strecke nicht, die Schwierigkeit entsteht eher aus der Notwendigkeit im zum Teil steilen Gelände lange Tagesetappen mit vielen Höhenmetern und ordentlich Gepäck zu absolvieren. Dazu kommt die starke Sonneneinstrahlung und Hitze ab dem Vormittag. 

Unser Eindruck vom GR20 Nord

Der Nordteil erschien uns etwas wilder und alpiner als der Südteil. Wirklich zügig sind wir nicht vorangekommen, da der GR20 von vielen einsamen Gipfeln gesäumt ist, die herrliche Ausblicke bieten - und das wollten wir uns nicht entgehen lassen.

 

Somit sind wir nur bis zum Refuge de Tighiettu gekommen. Nachdem  bei einem Abstecher auf den höchsten Berg der Insel, den Monte Cinto, ein Sturm aufzog, waren wir froh, in den Wolken im diesmal schlecht markierten Gelände (da der Steig nicht auf dem GR 20 verlief) den Abstieg zu meistern. In der Nacht rüttelten starke Fallwinde unser Zelt gehörig durch - ein Glück, dass es gut abgespannt war. Tags darauf  wollten wir eigentlich die Schlüsseletappe durch den Cirque de la Solitude nehmen, einen hochgelegen Talkessel mit einigen Sicherungsstellen mit Eisenketten. Beim Blick empor zur Einstiegsstelle, einer steilen Scharte an der Wolkenfetzen vorbeirasten und zu der bereits in der Dämmerung die ersten Wanderer im Gänsemarsch mit Stirnlampen aufstiegen hielten wir kurz inne.

 

Bereits auf den letzten Etappen waren wir etlichen Wanderern begegnet, die unzureichend ausgerüstet und sowohl konditionell als auch  technisch am Limit sich von Hütte zu Hütte kämpften. Die Aussicht bei eventuell umschlagendem Wetter über Stunden in einem Klettersteig hinter überforderten Wanderern festzustecken - hier gibt es keinen Notausstieg - schien uns keine gute Empfehlung zu sein. So entschieden wir uns, auf einen Mare e Mare Wanderweg auszuweichen und wieder Richtung Corte zurückzukehren. Diese Entscheidung erwies sich als klug, denn zum einen war dieser Weg etwas geschützter und tiefer gelegen, zum anderen hielt das stürmische Wetter noch weitere drei Tage an. 


Unser Resümee zum GR20 Nord

Auch wenn wir den Weg nicht ganz vollenden konnten, haben wir die Bergtour genossen. Vor allem die ungeplanten Umwege und Abstecher haben sich für uns gelohnt - und zu guter Letzt: so bleibt uns ein gutes Argument für einen dritten Besuch in Korsikas wilden Bergen!

Highlights

  • alpine, anspruchsvolle Wanderung mit beeindruckenden Ausblicken.
  • Wandern auf Granit - ein Traum für den Grip auch im steilen Gelände - doch die Bergstieferl leiden darunter!
  • Pferde am Lac de Nino 
  • zahme Wildschweine & wilde Hausschweine, die einem beim zweiten Frühstück bei Brot & Wurst auflauern ;-)
  • Ruhe abseits des GR 20 auf den Gipfeln und auf dem Mare à Mare Wanderweg

Tipps

  • früh die jeweiligen Etappen starten. Die Temperaturen sind noch kühler und man bekommt noch einen guten Zeltplatz bei der nächsten Hütte.
  • lieber zelten als in der Hütte übernachten (außer man liebt die unmittelbare Nähe zu Fremden). Alternativ gibts Mietzelte.
  • Das Gepäck sollte nicht nur tragbar sein, sondern auch vor einem Wettersturz schützen. Wir sind zum Teil abenteuerlich schlecht ausgerüsteten Wanderern begegnet. Die passende Packliste für Korsika findest Du hier.

Dolce Faktor

8 von 10. korsischen Käsen. Auf dem Nordteil gab es ein paar Hütten mit wirklich gutem Essen und sogar mit heißer Dusche. Welch ein Traum!